matildah

Beim täglichen Spaziergang für Frühstücks-Scones zeigen sich die kleinen Veränderungen: die Strasse hat eine fein säuberlich gezogene Mittellinie erhalten, die Scones werden nicht mehr mit einem Draht - einem alten verbogenen Kleiderbügel gleich – aufgespiesst, sondern gediegen mit einer Grillzange in der kleinen Plastiktüte verstaut. Die Autos scheinen sich zu vermehren, natürlich made in China. Shortage of Bananas, was eine Anpassung des Frühstückverhaltens erfordert. Die Bäume tragen grosse rote Blüten.
Maxon kommt früh morgens um sieben. Just wanted to great you...naja. Eigentlich hätte er gerne einen Zustupf für seine Trinkmission. Nachdem seine dreitägige Trunkenheit beim letzen Mal naiverweise nicht mit Abschiedsschmerz der beiden abreisenden Muzungus wegen erklärt werden konnte, sondern ganz simpel das versoffene Geld war, welches er für die Anschaffung eine Telefons von Doctor Thomas erhalten hatte, geht die Geschichte dieses Mal so: der Vater, mit dem er Haus und Feuerstelle teilt, ist zur Ernte auf die Felder gezogen, so dass er nun hier alleine nach dem rechten sehen muss. Leider hat er keine Pfanne mehr, um sein Nshima zu kochen - und ohne Nshima geht hier gar nichts. Wie immer bei solchen Anfragen, beginnt eine Diskussion dieser beiden Stimmen im Innern: er ist ein armer Kerl und was, wenn er wirklich keine Pfanne mehr hat, versus so ein Blödsinn, das Saufen sollte man nicht auch noch unterstützen....and so on. Fakt bleibt: ein armer Kerl. Mit vier ergatterten Kwacha zottelt er von dannen, mit dem Auftrag mittags die Pfanne vorzuzeigen. So ist es denn auch Matildah, die mit wenigen Brocken Englisch meint: „this one, he’s not going to buy (die Nshima-Pfanne), he is drink beer“. Erscheinen tut er mittags dann tatsächlich, nach einem grandiosen Morgen im Spital ist allerdings das Bedürfnis, eine Geschichte über eine nicht gekaufte Pfanne zu hören, und mit angehaltener Luft der Geruchsbelästigung zu entkommen, auf ein nicht-vorhanden gesunken. Die Gutgläubigkeit erneut vor Augen geführt bekommen…soviel zu Maxon – we shall meet again, wie es hier so schön heisst.
Chichi
Matildah ist nach wie vor die gute Seele des Hauses. Die Konversation besteht aus Ein- bis Zweiwortsätzen in Bemba oder English und oft kommt dann dabei eine unerwartete Variante heraus. Kochen am allerliebsten mit ganz viel Öl und Salz – nach knapp zehn Tagen ist die mühsam herbeigeschleppte Flasche Olivenöl aufgebraucht. Auf der Suche nach meinen Tropicals – die lokale Benennung der FlipFlops – finden sie sich an Matildah’s Füssen. Praktisch für die Wäsche, wenn man nur die schicken Ledersandalen dabei hat. Strahlend werden sie zurückgegeben. Immer wieder findet sich eines ihrer Kinder im Garten. Die Namen sind sehr kompliziert, einzig Chichi bleibt in Erinnerung, die Jüngste – ein kleines Speckrollenmädchen.
Trotz Missbilligung seines Trinkverhaltens, heisst sie Maxon jeweils herzlich willkommen. Und dann stehen sie da eines morgens vor der Küchentür: andächtig und mit grossen glänzenden Augen wird auf der chinesischen Blackberry-Imitation dem Geschenk der wunderbarsten UHU-Truppe gelauscht:
https://www.youtube.com/watch?v=vfA7GAyP6Kk 
Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König. Zambia muss das Reich der Könige sein.