mansa


Ein kleiner Ausflug in die Zivilisation. Vier Stunden Autofahrt bis nach Mansa, in denen sich Ziegen als Verkehrsteilnehmer studieren lassen. Abbremsen, Hupen und dann warten bis sich auch die Letzte der Gruppe dazu entscheiden kann, von ihrem gerade so köstlichen Blättchen abzulassen um kurz vor der Frontalkollision noch die Strassenseite zu wechseln.
handgemalte Werbung in Mansa
Die Fahrt geht durch den frühen Morgen, freundlicherweise in Mr. und Mrs. Chiwala’s äusserst feudalem Auto. Unterwegs wird immer einmal wieder angehalten, um jemanden ein Stück des Weges mitzunehmen. Die Polizei errichtet kurzerhand eine Strassensperre, da zwei weibliche police officers eine Mitfahrgelegenheit in den nächsten Ort benötigen.
Mansa ist eine richtige kleine Stadt und Teja Lodge tatsächlich eine kleine Hotelanlage mit Pool ohne Wasser. Es gibt einen richtigen Supermarkt mit Karotten und einer Kasse und vielem vielem mehr...der durchschnittliche Körperumfang in Mansa beträgt ungefähr das Doppelte von dem in Kashikishi.
Abends im Hotel für einmal das umgekehrte Problem: das Licht will nicht ausgehen, egal welche Schalter und welche Knopfkombinationen auch gedrückt werden. Innerhalb einer Stunde wird zum dritten Mal die Rezeption kontaktiert. Nach Reparatur des kaputten Bettes und Versorgung mit einem zweiten Moskitonetzes erfolgt nun die Instruktion bezüglich Licht löschen. Der Dimmer mitten im Zimmer (ein durchdrehendes Rädchen) muss in eine spezielle Position gebracht werden, damit mit dem Schalter das Licht gelöscht werden kann. Die Vorstellung, nach all den vielen Stunden power cut die Nacht bei hell brennendem Licht zu verbringen, hat was für sich. Aus der Wand kommt ein Rinnsal an warmem Wasser...alles kaum zu glauben und und dem Paradies erstaunlich nahe.
auf dem Markt
Der Markt in Mansa weckt ferne Erinnerungen an die Gässchen der Old City in Jerusalem. Vielfach verwinkelt und verzweigt, bis sich das Eine im Anderen verliert. Es ist, als hätten sie das Kleid der Armut übergestreift und so ziehen die Ähnlichkeitsgedanken schnell weiter, um sich bald vollständig aufzulösen.
Noch einmal übrigens Blessings: es geht ihr gut, mit eigenen Augen im Mansa General Hospital gesehen. 
Patientenaufnahme Mansa General
Hospital
Der Besuch im Spital da, war auch eine lustige Erfahrung. Es lässt sich nämlich einfach reinspazieren und alles inspizieren, was einem so einfällt. Im Falle eines fragenden Blickes trällere man einfach das landesübliche „how are you“ und schon ist man in ein Gespräch verwickelt, wird durch Patientenzimmer geführt, sieht die Küche, in der die unter- und mangelernährten Kinder bekocht werden, darf nach einem Schuhwechsel im OPs mal kurz die saubere Toilette benutzen, und steht eben zum Schluss in Blessings Zimmer. Dieses Strahlen auf ihrem Gesicht hätte man einfangen sollen, um es für die Ewigkeit zu bewahren - selten hat Freude so geleuchtet.
auf den Bus warten
Die Busfahrt zurück nach Kashikishi, war so, wie man es sich wahrscheinlich vorstellt (Abfahrt mit knapp drei Stunden Verspätung): überquellende Mengen an Menschen und Gepäck, fünf Sitze in einer Reihe, der Gang wird zur zusätzlichen Gepäckablage umfunktioniert.
Eine Matratze hängt von einer Gepäckablage zu anderen über unseren Köpfen. Wie immer kann man nicht umhin, die unglaublich zufriedenen und ruhigen Kinder zu bestaunen. Stück für Stück werden unterwegs die Menschen mit ihren neu erworbenen Gütern am Strassenrand abgesetzt. 
Die Weite des Landes fliegt am Fenster vorbei, verzaubert mit dem Anblick von grasgedeckten Hütten im Schein der schwindenden Sonne, wie immer geht das Herz weit auf. Bei jedem Stopp wird eine gefühlte Tonne Staub durchs Fenster gewirbelt, die saubere Dusche ist schon wieder weit weit weg.
Vielleicht wäre es etwas erträglicher gewesen, hätte alle paar Wochen ein Ausflug nach Mansa unseren Kühlschrank bereichert – man kann sich wahrscheinlich nicht vorstellen, was für einen Unterschied es macht, eine Karotte und ein Stück Cheddar essen zu können: Glücksgefühl pur.
Mansa zu sehen hat auch Sambia’s Gesicht neu Züge verliehen. Waren Sambia und Kashikishi vorher doch untrennbar Eines. Immer mit dem Gefühl verbunden, diesem Land und besonders den Menschen hier nicht gerecht zu werden. Viele von den Menschen, die wir hier kennen, werden arbeitsbedingt nach Kashikishi zwangs-versetzt und wünschen sich weit weg von hier, weg von dieser ländlichen Armut und der nicht vorhandenen Bildung.
Kurz vor der Haustür erklingen einmal mehr die Totenklagen: welcome home.