spitalrundgang


Hellblau gestrichene Wände, mehrere Gebäude fügen sich durch Gänge und Aussenwege zusammen. Der Versuch, den beissenden Geruch, der sich auf alle entsprechenden Sinneszellen legt zu beschreiben, müsste ungefähr so daherkommen: eine Mischung aus körperlichen Ausdünstungen, Krankheit, Exkrementen und Stall. Der scharfe Geruch von Javel ist eine Erquickung der Nase.
St. Paul's Mission Hospital und
Swiss House
An der Ameldung können die Patienten ihre Krankenakte kaufen – ein Schulheft.
Es gibt einen male und female surgical ward – zwei nach Geschlechtern getrennte Zimmer mit je circa 15 Metallfederbetten. Das gleiche gilt für den medical ward. Es gibt je eine Schwester für die beiden Räume.
Die Frauenklinik besteht aus einer Wochenbettstation mit ungefähr 17 Betten und einem separaten Raum für infizierte Wunden mit vielleicht sieben Betten. Der Gebärsaal beinhaltet wie schon erwähnt, drei Betten im Sichtfeld der Hebamme und drei (je nach Bedarf auch vier) hinter einem Mauervorsprung. Das Prinzip ist einfach: die kritischen Fälle werden jeweils in Sichtweite nahe der Tür platziert (das entspricht dann sozusagen einer Überwachungs- und Intensivstation in einem). Eine einzige Hebamme ist für alle Patienten in der Frauenklinik zuständig, ebenso für das Holen der Medikamente in der Apotheke, das Holen von Blutkonserven und abgeben von Material im Labor – was jeweils fünf Minuten Spaziergang bedeutet. Der Raum für die infizierten Wunden liegt auf dem Weg dahin, man kann sich also vorstellen, dass das quasi einem weltvergessenen Ort entsprechen muss. Das kleine Räumchen mit den Isoletten steht in der Regel leer, denn alles was kritisch ist, muss im Blickfeld liegen.
Die Kinderstation beinhaltet 30 Betten auf zwei Räume verteilt und ein kleines Zimmer, das als „Intensivstation“ fungiert. Intensiv bedeutet auch hier in erster Linie intensivierten Blickkontakt.
Dann gibt es das out patient departement (OPD), eine Mischung aus Ambulatorium und Notfall. Hier findet die Erstbeurteilung durch clinical officers statt. Ihre Ausbildung entspricht einem Mittelding zwischen Arzt und Pflege, der Abschluss ist nur national gültig und wurde erschaffen, um zu verhindern, dass das ausgebildete Personal das Land verlässt, um anderswo zu arbeiten. Sie behandeln die gängigen Krankheitsbilder selbständig und machen die Triage. Der Arzt wird nur in schweren oder unklaren Fällen zugezogen – es gibt ja auch nur zwei, die hier dauerhaft arbeiten. Zum ambulanten Bereich gehört auch die HIV-Sprechstunde: lange Menschenschlangen sprechen erst bei einem clinical officer vor, anschliessend geht’s ins Kämmerchen vis-à-vis, wo sie ihre antiretrovirale Therapie für maximal drei Monate erhalten.
 entwickelte Bilder
trocknen in der Sonne
Es gibt eine Radiologie, in der ein ausgebildeter Pfleger den Laden schmeisst. Von einem schweizer Radiologen in Etappen ausgebildet, scheint er ein gutes Händchen zu haben. Leider hat auch er ein Alkoholproblem – es wurde sogar im lokalen Radiosender erwähnt.
Das hauseigene Labor macht diverse Dinge, am häufigsten wohl den Malaria- und HIV-Schnelltest. Ein Blutbild ist möglich, eine Bestimmung der Blutgruppe auch. Chemie geht grad nicht, da das Gerät kaputt ist (in ganz Sambia gibt es zwei Techniker, die so ein Gerät warten können). Urin- und Stuhluntersuchungen, sowie Vaginalabstriche sind möglich. Es ist schwierig herauszufinden, was zu welchem Zeitpunkt und was überhaupt zu machen ist. Das Gleiche gilt für den Vorrat in der Apotheke. Diese gehört zum Spital und hat, wie schon erwähnt, Büroöffnungszeiten.

Dann gibt es den OP-Bereich, mit Theatre eins und zwei (für „saubere“ und infizierte Eingriffe). Die Schleuse ist ein rotes Z auf dem Fussboden – auf das Einhalten der Seiten wird genauestens geachtet.
Es gibt einige Büros für die Administration und nicht zu vergessen die Spitalküche. Getränke, Teller und Besteck bringen die Patienten selbst mit. Ebenso Bettzeug (in der Regel aus diversen Citenges bestehend), sterile Handschuhe zum Gebären und Spirit – letzteren leider oft für die Wundreinigung.
Pro Tag und pro Station gibt es eine Packung unsterile Handschuhe, Sterilium gibt es keines und fliessendes Wasser gelegentlich. Beim fast allabendlichen power cut brennen in den wards die Kerzen.
Zudem steht auf dem Gelände die Schwesternschule mit dazugehörigen Unterkünften, es erinnert an eine Kaserne. Eine kleine Bibliothek und einen spitaleigenen Fuhrpark gibt es auch. Dort stehen ein Krankenwagen und diverse 4-WD. Allerdings wird es höchst ungern gesehen, wenn diese benutzt werden, um eine Gruppe Patienten (die Möglichkeit muss genutzt werden) aus medizinisch nahe liegenden Gründen ins nächst grössere Spital in Mansa (ca fünf Fahrstunden entfernt) zu verlegen...only god knows the answer (vielleicht auch der verlängerte Arm des Papstes).