blessings


Die meisten Menschen hier haben zwei Namen, einen traditionellen und einen Taufnahmen. Sie heissen, Memory, Loveness, Gift und Beauty oder Hope. Mit Nachnamen Chilombo, Musonda und Mwape. Blessings heisst die Patientin mit dem Eiterbauch - wo denn hier der Segen geblieben ist, weiss keiner. Das Kind noch namenlos, weil der Nabel noch nicht abgetrocknet ist, hatte eine schwere Geburt: der Oberschenkel ist gebrochen. Der kleine Zwerg trägt ein Oberteil (wie immer ungefähr fünf Nummern zu gross) mit dem Aufdruck „direkt vom Erzeuger“. Aus welchem Land dieser Caritas-Sack wohl seinen Weg hierher gefunden hat ?
Nachdem die Naht wie nicht anders zu erwarten zunehmend aufgegangen ist und das hässliche Wort Platzbauch wie eine regenschwere Wolke andauernd in der Luft hing, der erste und letzte Gedanke des Tages diesem Bauch und die nächtlichen Träume sich nur noch um diverse Formen von Eiter drehten, hat mich mein Körper zwei Tage aus dem Verkehr gezogen. Dies, obwohl es der Patientin deutlich besser gegangen und der Bauch zunehmend sauber (d.h. eiterlos) geworden ist. Es blieb die Frage nach Wiederverschluss des Bauches (ohne Faszie) zu lösen. Konsile per Email in die Schweiz haben meinen bescheidenen Horizont bezüglich Platzbauch, Netzeinlage und Spülung erweitert. Erfolgreich scheint die Spülung mit NaCl, bzw Ringer mit Zusatz von 5ml Jod gewesen zu sein.
Sicht auf den Uterus
Eines morgens hatte jedoch jemand die „gute“ Idee das ebenso braune Ferinject (Eisen) anstelle von Iod zu verwenden. Schliesslich war das eines der guten Medikamente, welches aus dem schweizer Koffer gekommen ist. Wie lange es so durch den Bauch geronnen ist, war nicht herauszufinden. Zumindest scheint es keinen grösseren Schaden angerichtet zu haben. Man bedenke, dass für die Wundversorgung einzig Gazen und Klebeband vorhanden sind. An manchen Tagen sind die Gazen steril, an anderen einfach nur sauber; das Gleiche gilt für die Handschuhe. Das Klebeband war während diesen Tagen zweimal out of stock. 
im Verlauf
Schlussendlich wurde die Patientin nach Mansa verlegt – eine Rückmeldung zu erhalten ist schwierig. Telefonieren im Spital ist so eine Sache. Es gibt wohl ein hospital phone, welches der guard mit sich herum trägt. Wenn es denn genügend Guthaben drauf hat, kann man davon ausgehen, dass mitten im Gespräch die Verbindung abreisst, weil der Akku leer ist.
Süsskartoffeln
1 Kwacha = 1 Haufen
Mit dem Geld geht das so: die sambische Währung heisst Kwacha. Knapp fünf Kwacha entsprechen einem schweizer Franken und für einen Kwacha kann man ein Häufchen Kartoffeln, ein Ei (teuer) oder drei bis vier Bananen bekommen. Und das Telefon kann man ein-Kwacha-weise mit Airtime (Gesprächsguthaben) laden. Also gibt es andere Wege zu Informationen zu kommen. Da gibt es dann zum Glück den Cousin vom Hebammerich, dessen Frau einen Bruder und dieser wiederum einen Neffen hat, der als Nurse im Spital von Mansa arbeitet und weiss, dass Blessings nochmals operiert wurde und sie sich am erholen ist...mal sehen, welche Quellen sich sonst noch eruieren lassen.