„Was ist ein Hobby ? Something you do in your freetime“ nennt
Cleopatra eine Frage als Beispiel für die letzten Aufnahmeprüfungen für die
School of Nursing. Die Anwort kommt mit einem leicht fragenden Unterton.
Cleopatra hat als Putzfrau im St. Paul’s gearbeitet – dafür qualifiziert man
sich, wenn man Englisch spricht, zuverlässig ist und wahrscheinlich muss man,
wie für so vieles hier, katholisch sein. Da sich das Übersetzen mit nur einer
nurse on duty immer wieder schwierig gestaltet, insbesondere zu Zeiten ohne
Schüler, springen die Putzfrauen ein. Länger als sechs Monate werden diese in
der Regel jedoch nicht angestellt, da sie sonst einen regulären Lohn erhalten
müssten – auch die katholische Nächstenliebe kennt ihre Grenzen.
Cleo war im letzten Jahr im Medical Ward tätig und stand
Doctor Jana treu zur Seite. Wach und wissbegierig wollte sie alles lernen. Ihre
Zeit als Putzfee ist abgelaufen, so hat sie in der Zwischenzeit einen
Schnellkurs über HIV besucht, wodurch sie nun qualifiziert ist, Tests und Beratungen
durchzuführen. Aktuell lernt sie für die Aufnahmeprüfung für die
Schwesternschule anfangs März. Das Schwierigste daran, ist der Teil für
Allgemeinbildung. Deswegen hat sie die Prüfung letztes Mal auch nicht
geschafft. Zeitungen gibt es hier nicht zu kaufen, einzig Frittas (leicht süsse
frittierte Teigbällchen) werden in alte Exemplare eingewickelt. Fernsehen und Internet sind
wiederum eine Frage des Geldes. Mit Eltern, die aufgrund von gesundheitlichen
Beschwerden beide nicht arbeiten können, liegt ein Fernseher genauso wenig
drin, wie die Finanzierung einer Ausbildung. Um Allgemeinwissen zu erlangen gibt es also die Schule mit 160 Schülern pro Klasse und das, was man auf seinen
täglichen Wegen eben alles so aufschnappen kann. Aus diesem Grund finden sich
in der School of Nursing alle Altersklassen vertreten. Einige sparen während
Jahren, um sich die Ausbildung finanzieren zu können. Aktuell kostet ein Jahr
viertausendneunhundert Kwacha, das entspricht knapp Tausend Franken.
Cleo schreibt emails |
Neben einem Minimum an Infrastruktur wie sauberes – und für
bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel ein Spital, auch fliessendes - Wasser und
Elektrizität, gibt es wohl kaum eine nachhaltigere Entwicklungshilfe, wie
diejenige, die Menschen vor Ort auszubilden. In diesem Sinne soll hier einmal
der Link zum Balser Förderverein erwähnt werden, der Kashikishi in dieser Art und Weise mit
Spenden seit zwanzig Jahren unterstützt: http://globalmed.ch
Aber zurück zu Cleo. Sie hat gelernt Hobbies aufzuzählen:
Lesen, Sport, Lernen. Bücher bekommt man in Lusaka – und auch hier nur eine
beschränkte Auswahl – in Kashikishi also die reinste Utopie. Als man sie dann auch tatsächlich nach dem letzten gelesenen Buch fragte, konnte sie keines aufzählen. Lernen als Hobby–
was soll man dazu noch sagen...Bildung als Luxusgut, als Vergnügen. Vage
tauchen Sätze aus der Kindheit auf, die besagen, dass man es als Glück
empfinden sollte, dass man zur Schule gehen darf...