Manchmal machen die Tage einfach nur müde. Wenn man dasitzt
und zum ungefähr tausendsten Mal feststellt, dass die Verordnungen seit drei
oder mehr Tagen nicht ausgeführt werden. Out of stock der Medikamente, gerade
Mal wieder gibt es nur noch Brufen und Panadol als Schmerzmittel. Die einsame Hebamme entlässt die frischgebackenen Mütter - sie kann einfach nicht alles abdecken.
wollen nach Hause |
Die HIV-Patientin mit einer CD4-Zahl von knapp 200 und einer
beidseitigen Pneumonie nach der Geburt ihres ersten Kindes, hat trotz 39°C Grad
Fieber ihre Therapie seit drei Tagen nicht erhalten. Es braucht Zeit, die
Medikamente in der Apotheke zu holen, herauszufinden, ob das Sputum für
Tuberkulose abgenommen wurde. Das geht nur durch einen Fussmarsch ins Labor. Um
dann noch zu merken, dass die Bestimmung der CD4-Zellen nie dort angekommen ist,
obwohl es auf dem Schmierzettel, den jemand bemüht auf den Beamtentisch mit dem
Titel Doctor’s Order festgeklebt hat, abgehäkelt ist. Dann braucht die
Patientin eine Infusion und ihre Antibiotika und locker hat man mehr als eines
Stunde des Tages verbraucht.
Wieder zwei Frühgebürtchen, eines mit 900g und eines mit
1900g. Veranlassen, dass das Kind nicht die nächsten Wochen unter der lauwarmen Wärmelampe liegen kann und auch nicht im Ward für die infizierten Wunden - braucht wieder viel Zeit. Vor allem das Erklären und Zeigen, wie man die Kinder mit Haut-zu-Haut-Kontakt warm
halten soll. Es fühlt sich an, wie jemandem den Gebrauch von Messer und Gabel
beizubringen, der jahrzehntelang mit den Händen gegessen und ein solches
Werkzeug noch nie gesehen hat. Es ist eine andere Kultur - da gibt es kein Kind auf dem Bauch
der Mutter, kein Bonding unmittelbar nach der Geburt.
Spitalwäsche - OP und privat |
Das Neugeborene wird in ungefähr
sieben Tücher gewickelt, nachdem die Mutter kurz einen Blick aufs Geschlecht
geworfen hat. Es ist irgendwie nachzufühlen: da liegen sie nackt halb auf einem
Stück Plastik (sieht aus wie ein aufgeschnittener Müllsack) und halb auf ihrem
blut- und stuhlverschmiertem Citenge. Je nach Fruchtwassermenge auch einfach in
einem See. Da ist einfach keine Zeit und auch kein Material für Sauberkeit und
Wohlbefinden während der eigentlichen Geburt. Männer im maternity ward gibt es
nicht mal nach der Geburt als Besuch.
Einzig den Hebammerich - und soviel Faulheit muss erst einmal auf
einem Blatt Papier platz finden. Da kommt auch schon mal ein Kind ganz alleine zur Welt.